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2. Internationale Földiklinik-Tage Hinterzarten

Lymphologie im Hochschwarzwald

Am 16. und 17. Mai 2025 fanden die 2. Internationalen Földiklinik-Tage in Hinterzarten unter dem Motto „Thinking outside the  box“ statt. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. med. Tobias Bertsch und Guenter Klose kamen Expertinnen und  Experten aus Europa, den USA und Australien zusammen, um aktuelle Entwicklungen in der Lymphologie und des Lipödems zu  diskutieren. Das Symposium bot mehr als 420 internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Plattform für  interdisziplinären Austausch und fachliche Vernetzung.Nach dem Kongress bestand die Möglichkeit, das Europäische Zentrum für Lymphologie im Rahmen einer Klinikführung zubesichtigen und anschließend bei praktischen Hands-on Workshops den Blick und das Wissen rund um das Thema Lymphologie  zu erweitern.

Therapie von Lymphödemen: Herausforderung und Chance

Ein zentrales Thema des Kongresses war die Behandlung von Ödemen und Lymphödemen. Assoc.-Prof. Shelley DiCecco widmete sich dem genitalen Lymphödem bei Frauen, das häufig mit Beckendysfunktionen einhergeht. Auch das männliche  Lymphödem wurde intensiv diskutiert: Thomas Zähringer, leitender Physiotherapeut der Földiklinik, betonte die Bedeutung  einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung und ausreichender Zeit für Diagnostik und Behandlung.

Prof. Nele Devoogdt unterstrich, wie wichtig die Aufklärung und Emanzipation der Betroffenen sei – nur wer die Wichtigkeit der Therapie versteht, könne sie aktiv mitgestalten. Physiotherapeut John Jordi ging noch weiter: Therapie sei nur dann erfolgreich, wenn Patientinnen und Patienten eigenverantwortlich mitarbeiten. Self-Management sei daher unerlässlich.Dabei bleibt die Manuelle Lymphdrainage (MLD) ein fester Bestandteil der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE). Assoc. Prof. Louise Koelmeyer stellte innovative Anwendungen der Indocyaningrün-(ICG)-Bildgebung vor, mit deren Hilfe individuelle Drainagepunkte präziser identifiziert und behandelt werden können.

Ein weiterer therapeutischer Ansatz ist die Lymphchirurgie. Doch nicht alle Patientinnen und Patienten kommen für operative Eingriffe infrage. Prof. Christian Taeger hob hervor, wie essenziell der Austausch zwischen Ärzteschaft sowie Therapeutinnen und Therapeuten sei, um maßgeschneiderte Therapien zu entwickeln. Moderne Bildgebung ermögliche dabei eine präzisere Diagnostik geschädigter Lymphbahnen.

Lymphtherapeutin Linda Hodgkins warnte davor, jedes Ödem automatisch als Lymphödem zu interpretieren – Ursachen könnten vielfältig sein und erforderten differenzierte Abklärung. Dr. Michael Oberlin zeigte anhand von Fallbeispielen, dass Lymphödeme auch Symptome genetischer Syndrome wie dem Emberger-, Überwuchs- oder Noonan-Syndrom sein können.Priv.-Doz. Dominic Mühlberger lenkte die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der vaskulären Diagnostik bei Patientinnen und Patienten mit offenen Beinen und Lymphödemen. Ein gestörter Flüssigkeitsrückfluss müsse unbedingt unterbunden werden, um eine Heilung zu ermöglichen.

 

Adipositas und Lipödem: Herausforderungen der Differenzialdiagnose

Der zweite große Themenblock widmete sich den Erkrankungen Adipositas und Lipödem, die häufig gemeinsam auftreten. Die Diagnose eines Lipödems sei nach wie vor schwierig – Dr. Tobias Bertsch und Physiotherapeutin Linda S. Roherty berichteten, dass zwischen 76% und 80 % der Patientinnen, welche sich in der Földiklinik und an der Charité – Universitätsmedizin Berlin eine Zweitmeinung einholten, ursprünglich falsch diagnostiziert worden seien. Die Ursache liege oft in Fehlinformationen, die zu therapeutischer Unsicherheit führten.Diese Fehldiagnosen hätten weitreichende Konsequenzen: Dr. Belinda Thompson erläuterte, dass Lipödempatientinnen in ihrer Studie keinen „Dermal Backflow“ aufwiesen – im Gegensatz zu Lymphödempatientinnen und -patienten –, was eine differenzierte Therapie notwendig mache. Auch auf psychologischer Ebene würden sich Fehlinformationen negativ auswirken: Gabriele Erbacher und Prof. Christine Moffatt zeigten, dass Angst und Schmerz durch falsche Annahmen verstärkt würden – physischer und emotionaler Schmerz würden im Gehirn ähnlich verarbeitet. Dr. Hans-Walter Fiedler betonte die Notwendigkeit evidenzbasierter Aufklärung, auch über soziale Medien. Die Kompressionstherapie sei bei Lipödem nicht nur schmerzlindernd, sondern auch entzündungshemmend, fördere das Körpergefühl und verbessere die Mobilität.

 

Adipositas als Komorbidität: Stoffwechsel, Chirurgie und Gesellschaftskritik

Adipositas als Komorbidität des Lipödems beeinflusse die Prognose erheblich. PD Tim Hollstein zeigte anhand von Stoffwechselanalysen, dass sogenannte „Spendthrift“-Typen mit hohem Energieverbrauch leichter Gewicht verlören als „Thrift“- Typen mit einem sparsamen Stoffwechsel. Prof. Goran Marjanovic stellte die bariatrische Chirurgie als eine mögliche Behandlungsform für die Adipositas vor. Eine frühzeitige und effektive Therapie der neuroendokrinologischen Erkrankung sei entscheidend, um Schäden an Organen zu vermeiden.

Dr. Jürg Traber regte eine gesellschaftskritische Diskussion an: Er forderte ein Umdenken in Bezug auf normierte Schönheitsideale und warnte vor „Disease Mongering“, dem krankmachenden Pathologisieren normaler körperlicher Unterschiede.

 

Resilienz und psychologische Aspekte

Dr. Nichola Rumsey sprach über Resilienz als wichtige Fähigkeit im Umgang mit sozialem Druck. Diese sei nicht angeboren, sondern entwickle sich unter unterstützenden Bedingungen. Die Psychologin Annemarieke Fleming widmete sich den Auswirkungen psychologischen Stresses – insbesondere posttraumatischer Belastungsstörungen – auf die körperliche Gesundheit und betonte die Notwendigkeit ganzheitlicher Betreuung.

 

Ein Blick in die Zukunft

Nach zwei Tagen voller Impulse, fachlichem Austausch und praxisnaher Workshops endeten die Földiklinik-Tage mit einem Ausblick: Die wissenschaftliche Leitung kündigte die 3. Internationalen Földiklinik-Tage für den 19. und 20. Juni 2026 erneut in Hinterzarten an – mit dem Ziel, die interdisziplinäre Lymphologie weiter voranzubringen.

Julius Zorn GmbH

Juzo mit Hauptsitz im bayerischen Aichach wurde 1912 in Zeulenroda (Thüringen) gegründet und beschäftigt weltweit über 1.100 Mitarbeitenden. Mit der Schwesterfirma in den USA und den verschiedenen Tochterfirmen und Vertriebsorganisationen in Europa und Kanada bedient der Hersteller medizinischer Hilfsmittel einen internationalen Markt. Als Spezialist mit über 100 Jahren Erfahrung in der Kompressionstherapie hat Juzo es sich zur Aufgabe gemacht die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern und Beschwerden nachhaltig zu lindern. Dafür produziert das Unternehmen innovative Produkte – größtenteils „Made in Germany“ – aus den Bereichen Phlebologie, Lymphologie, Narbenmanagement und Orthopädie wie Kompressionsversorgungen in Rund- und Flachstrick sowie Bandagen und Orthesen. Neben den Produkten der Fachhandels-Marke Juzo gibt es die Juzo Akademie mit Fortbildungen für den medizinischen Fachhandel, die Marke sportomedix mit hochfunktionellen Produkten für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler und die Marke EquiCrown mit medizinischen Kompressionsbandagen für Pferde. Mit Hightech, Handarbeit und Herzblut arbeiten die Mitarbeitenden bei Juzo an innovativen und individuellen Lösungen für mehr Lebensfreude in Bewegung. Weitere Infos unter juzo.de

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