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15. Münchner Lymph-Symposium

"Wir alle – Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Versorger – sind auf das Wissen untereinander angewiesen.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Michaela Knestele, wissenschaftliche Leiterin des 15. Münchner Lymph-Symposium, jenes am ersten Juli-Wochenende in der Münchner Wappenhalle.

Unter dem Motto „Brücken bauen“ versammelten sich rund 250 Fachteilnehmerinnen und -teilnehmer, um gemeinsam neue Wege in der Lymphologie zu beschreiten – interdisziplinär, praxisnah und zukunftsorientiert, denn „der Austausch muss auf Augenhöhe stattfinden.“

Das Symposium bot ein vielfältiges Programm mit praxisnahen Live-Demonstrationen zur Manuellen Lymphdrainage, zur fachgerechten Anlage von Kompressionsbandagen sowie zu Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAKs). Ergänzt wurde dies durch hochkarätige Vorträge und interaktive Workshops, die neue Impulse für die tägliche Praxis lieferten.

 

I. Aktuelles aus Forschung und Praxis

Den Auftakt der Vortragsreihe machte Uzay Cambaz mit einem eindrucksvollen Fallbericht über eine „gigantische postoperativ entstandene lymphatische Raumforderung in der Leiste“. Die chirurgische Entfernung des lokalisierten Lymphödems zeigte eindrucksvoll, wie individuell und komplex Lymphbehandlungen verlaufen können. Im Anschluss präsentierte Dr. Stefan Wolf aktuelle Forschungsergebnisse zur Entwicklung von Biomarkern bei Lipödem-Erkrankungen. Erste Hinweise deuteten darauf hin, dass CD163- und CD206-Makrophagen potenzielle Marker darstellen könnten – weitere klinische Studien seien jedoch erforderlich. Dr. René Hägerling unterstrich die Relevanz der Grundlagenforschung, insbesondere beim primären Lymphödem, und hob die Rolle moderner 3D-Bildgebung hervor, welche neue diagnostische Perspektiven eröffne.

 

II. Die Vielfalt der Diagnostik und Therapie

Ein zentrales Thema des Symposiums war die Differentialdiagnostik – ein Bereich, der in der Lymphologie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dr. Simon Claasen zeigte auf, wie Kompressionstherapie bei Diabetespatientinnen und -patienten mit Ödemen nicht nur entzündungshemmend wirke, sondern auch oxidativen Stress reduziere. Dr. Jutta Bohn beleuchtete die Vielfalt rheumatischer Erkrankungen und deren Zusammenhang mit Ödemen. Zwar würden Lymphödeme als Komorbidität bei Erkrankungen wie Dermatomyositis oder systemischer Sklerose auftreten, häufiger seien jedoch generalisierte Ödeme mit unterschiedlichen Ursachen. PD Dr. Anett Reißhauer wies auf die Existenz sogenannter Mischödeme hin, bei denen mehrere Ursachen zusammenträfen. Eine sorgfältige Anamnese sei unerlässlich, um eine fundierte Differentialdiagnose zu stellen – ein Punkt, den auch Dr. Sören Sörensen unterstrich. Gerade beim vermeintlichen Lipödem sei eine genaue Abgrenzung zu anderen Erkrankungen essenziell, da viele Symptome wie Berührungs- oder Spannungsschmerzen auch anderweitig auftreten könnten. Dr. Michaela Knestele ergänzte in Ihrem Vortrag und praxisnah in einem Workshop, worauf bei der Wundversorgung von Ödempatientinnen und -patienten zu achten sei. Ein effektives Exsudat-Management könne Infektionen vorbeugen, Wundvergrößerungen verhindern und soziale Isolation reduzieren. Parallel dazu zeigte Psychologin Gabriele Erbacher in ihrem Workshop „Worte wirken Wunder“, wie wichtig eine empathische Kommunikation in der Ödembehandlung sei.

 

III. Lymphologie im Hals-Kopf-Gesichtsbereich

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Lymphologie im Kopf-Hals-Gesichtsbereich. Dr. Margit Oberjakober berichtete, dass 30–60 % der sekundären Lymphödeme in diesem Bereich innerhalb von sechs Monaten nach operativen Eingriffen aufträten – häufig infolge onkologischer oder chirurgischer Therapien. Physiotherapeut Thomas Saupe erläuterte die Besonderheiten der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) in diesem sensiblen Bereich. Die Therapie müsse individuell an die jeweiligen Patientinnen und Patienten angepasst werden. Ergänzend stellte Dr. Johannes Steinbacher rekonstruktive chirurgische Optionen wie lymphovenöse Anastomosen vor.

 

IV. Interdisziplinäres Management in der Therapie bei Kindern

Auch die jüngsten Patientinnen und Patienten standen im Fokus: PD Dr. Anett Reißhauer betonte, dass Lymphödeme bei Kindern fast ausschließlich primär und meist an den unteren Extremitäten aufträten. Die manuelle Lymphdrainage sollte frühzeitig beginnen, jedoch kindgerecht angepasst werden. Kompressionsversorgung sei erst dann sinnvoll, wenn Kinder ihren Komfort artikulieren können. Die Elternmitarbeit sei dabei unverzichtbar.

Mit einem klaren Appell zur Zusammenarbeit auf Augenhöhe und dem Blick nach vorn schloss Dr. Knestele die Veranstaltung und lud zum 16. Münchner Lymph-Symposium am 4. Juli 2026 ein. Die Brücken, die in diesem Jahr gebaut wurden, sollen auch künftig tragfähig bleiben – für eine moderne, vernetzte und patientenzentrierte Lymphologie.

 

Mehr zu den Veranstaltungen der Akademie finden Sie unter juzo.de/akademie.

Julius Zorn GmbH

Juzo mit Hauptsitz im bayerischen Aichach wurde 1912 in Zeulenroda (Thüringen) gegründet und beschäftigt weltweit über 1.100 Mitarbeitenden. Mit der Schwesterfirma in den USA und den verschiedenen Tochterfirmen und Vertriebsorganisationen in Europa und Kanada bedient der Hersteller medizinischer Hilfsmittel einen internationalen Markt. Als Spezialist mit über 100 Jahren Erfahrung in der Kompressionstherapie hat Juzo es sich zur Aufgabe gemacht die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern und Beschwerden nachhaltig zu lindern. Dafür produziert das Unternehmen innovative Produkte – größtenteils „Made in Germany“ – aus den Bereichen Phlebologie, Lymphologie, Narbenmanagement und Orthopädie wie Kompressionsversorgungen in Rund- und Flachstrick sowie Bandagen und Orthesen. Neben den Produkten der Fachhandels-Marke Juzo gibt es die Juzo Akademie mit Fortbildungen für den medizinischen Fachhandel, die Marke sportomedix mit hochfunktionellen Produkten für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler und die Marke EquiCrown mit medizinischen Kompressionsbandagen für Pferde. Mit Hightech, Handarbeit und Herzblut arbeiten die Mitarbeitenden bei Juzo an innovativen und individuellen Lösungen für mehr Lebensfreude in Bewegung. Weitere Infos unter juzo.de

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